Während das Vorhandensein sowohl männlicher als auch weiblicher Geschlechtsmerkmale –auch bekannt als Hermaphroditismus – bei Menschen und Tieren eher selten ist, kommt dieses kuriose Phänomen bei Pflanzen recht häufig vor. Manchmal müssen Pflanzen sogar Zwitter sein, um wachsen, gedeihen und sich in einer bestimmten Umgebung ausbreiten zu können. Wenn du Marihuana anbaust, musst du alle zwittrigen Pflanzen jedoch unbedingt entfernen. Denn nur so kannst du eine ungewollte Bestäubung vermeiden, die dazu führen könnte, dass alle deine weiblichen Pflanzen beginnen, Samen auszubilden und die Qualität deiner Ernte damit erheblich zu mindern.
In diesem Artikel möchten wir dir genau erklären, wie Hermaphroditismus bei Cannabis funktioniert, damit du verstehst, welche Auswirkungen zwittrige Cannabispflanzen auf deinen Anbau haben. Wir werden dir auch erklären, wie du Hermaphroditismus bei Cannabispflanzen verhindern kannst. Last but not least wirst du erfahren, wie du ihn sogar zu deinem Vorteil nutzen kannst, falls die Zwitter-Pflanzen in deinem Garten überhandnehmen. Los geht’s!
Was versteht man unter hermaphroditischem Cannabis?
Einfach ausgedrückt, bildet hermaphroditisches Marihuana sowohl männliche als auch weibliche Blüten aus. Das bedeutet, dass eine einzelne Pflanze gleichzeitig männliche und weibliche Merkmale wie Pollensäcke und Knospen hat. In den meisten Fällen sind hermaphroditische Pflanzen beim Anbau von Cannabis höchst unerwünscht. Warum ist das so? Weil selbst eine einzige hermaphroditische Cannabispflanze alle anderen bestäuben kann und damit die Bildung von Sinsemilla (samenlose Knospen mit hohem THC-Gehalt) verhindert. Genau diese hochwertigen Buds willst du später jedoch ernten, um sie zu rauchen oder zur Herstellung von Cannabisprodukten zu verwenden. Hermaphroditische Cannabispflanzen haben trotzdem einen gewissen Nutzen, wie wir dir in diesem Artikel noch erklären werden. Doch ihre Potenz sowie die Qualität und Quantität der Knospen kann mit weiblichem Cannabis schlichtweg nicht mithalten.
Regelmäßige Cannabissamen
Wie sieht eine zwittrige Cannabispflanze aus?
Wenn du bereits etwas Erfahrung mit dem Anbau von Cannabis in Töpfen hast, wirst du die ersten Anzeichen von zwittrigen Pflanzen leicht erkennen. Es ist recht einfach, nur durch Beobachtung Zwitter von männlichen oder weiblichen Pflanzen zu unterscheiden:
- In den früheren Wachstumsstadien bilden zwittrige Pflanzen Pollensäcke zusammen mit weiblichen Knospen aus, und zwar noch bevor sie reif genug für die Blütenproduktion sind.
- Zwitter bilden zudem gemischtgeschlechtliche Knospen, die oft als "Nanner" bezeichnet werden – ein Name, der von ihrer bananenähnlichen Form abgeleitet ist. Sie sind leicht zu erkennen, weil sie wie Bananen wachsen.
- Samen von hermaphroditischen Pflanzen fallen auf, weil sie sich außerhalb der Blütenknospe entwickeln.
- Eine hermaphroditische Pflanze ist oft auch kleiner als andere Pflanzen, weil bei ihr das normale Wachstum behindert und gehemmt ist.
Was sollst du tun, wenn du einen Zwitter entdeckst?
Falls du unter deinen Pflanzen einen Zwitter entdeckst, lautet unsere Empfehlung: So schnell wie möglich weg damit. Denn schon ein einziger Zwitter kann deine gesamte Ernte bestäuben und dich der potenten weiblichen Knospen berauben, die jeder Züchter haben möchte. Wenn du eine Ernte mit niedrigerem THC-Gehalt und geringerer Qualität vermeiden willst, musst du nicht nur lernen, zwittrige Pflanzen zu identifizieren, sondern auch zwischen männlichen und weiblichen Pflanzen zu unterscheiden. Übrigens kannst du deine Ernte immer noch retten, wenn du in der Blütephase deiner Pflanzen einen Zwitter entdeckst, der bisher nur ein paar männliche Blüten produziert hat. Das ist doch eine gute Nachricht, oder?
Kann man einen Zwitter retten?
Ja, zum Glück kannst du eine hermaphroditische Pflanze retten und trotzdem Sinsemilla-Knospen von ihr ernten. Dafür musst du Folgendes tun:
- Wenn du einen Zwitter entdeckst, dann entferne ihn sofort aus deinem Garten und suche ihm ein Plätzchen weit abseits von den restlichen Pflanzen. Nur so kannst du das Risiko einer unerwünschten Bestäubung minimieren.
- Verfolge genau, wie sich die Geschlechtsorgane der Pflanze entwickeln. Wenn du männliche Cannabis-Pollensäcke/-bällchen/„Bananen“ entdeckst, dann entferne diese vorsichtig mit einer sterilen Pinzette.
- Schaue täglich nach der Pflanze und entferne alle männlichen Organe, die erneut auftauchen.
Wenn du alles richtig machst und rechtzeitig alle männlichen Geschlechtsorgane entfernst, kann es mit der erhofften Ernte durchaus klappen.
Wie kann eine hermaphroditische Cannabispflanze genutzt werden?
Eine zwittrige Cannabispflanze kann in vielerlei Hinsicht immer noch nützlich sein.
Cannabis bestäuben und Samen mit Zwittern feminisieren
Wenn du Samen produzieren möchtest und keine alternativen Methoden zur Bestäubung hast, kannst du aus deinen weiblichen Pflanzen einen Zwitter machen und diesen zur Bestäubung verwenden. Beachte jedoch, dass bei Samen von Zwitterpflanzen eine höhere Wahrscheinlichkeit besteht, dass diese ebenfalls zu einem Zwitter heranwachsen.
Auch zur Feminisierung von Samen kann eine hermaphroditische Cannabispflanze nützlich sein. Bei diesem Prozess werden die Pflanzen mit den Pollen von Zwittern bestäubt, sodass schließlich alle Samen, die daraus wachsen, feminisiert sind. Du musst diese Samen lediglich entfernen, sie richtig trocknen und anschließend unter optimalen Bedingungen anbauen.
Feminisierte Cannabissamen
Konzentrate aus Zwittern herstellen
Hermaphroditisches Cannabis hat nur einen sehr geringen THC-Gehalt. Du kannst jedoch immer noch Konzentrate daraus herstellen, die genauso wirksam sind wie solche aus weiblichen Pflanzen.
Hoher THC-Gehalt
Rauchen von Zwittern
Obwohl es nicht so stark ist wie von rein weiblichen Pflanzen, kann zwittriges Cannabis trotzdem geraucht werden*. Du wirst zwar im Normalfall nicht den gewünschten Effekt spüren, es schadet jedoch auch nicht, mal den Unterschied zu sehen.
Warum entstehen Zwitter-Cannabispflanzen? Was du beim Anbau unbedingt vermeiden solltest!
Jetzt weißt du, was du tun musst, wenn du unter deinen Cannabispflanzen einen Zwitter entdeckst. Doch wie kommt es überhaupt zur Entstehung von Zwittern? Dafür gibt es mehrere Ursachen, über die du Bescheid wissen solltest.
Die erste Ursache ist schlicht und einfach die Genetik. Die hermaphroditischen Merkmale sind in der DNA der Pflanze enthalten und werden über Generationen weitergegeben. Zwittrige Cannabis-Samen, die ihre Eigenschaften genetisch von einer zwittrigen Mutterpflanze erhalten, werden als "echte" Zwitter bezeichnet. Diese Nachkommen werden nicht zwangsläufig zu Zwittern, es besteht jedoch eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass es schon bei den geringsten stressigen Bedingungen dazu kommt. Deshalb ist es so wichtig, Cannabis-Samen bei vertrauenswürdigen Saatbanken zu kaufen. Damit reduzierst du die Wahrscheinlichkeit, einen echten Zwitter-Samen in einer Packung zu finden, auf ein Minimum.
Die andere Ursache sind Umwelteinflüsse. Negative oder stressige Wachstumsbedingungen bewältigt eine Cannabispflanze, indem sie zu einem Zwitter („Hermie“) wird. Zu diesen negativen Bedingungen gehören beispielsweise Wassermangel, zu wenig oder zu viel Licht oder ein Mangel an wichtigen Nährstoffen.
Außerdem kann eine weibliche Pflanze zum Zwitter werden, sobald sie merkt, dass es keine männlichen Pflanzen zur Bestäubung (Befruchtung) gibt. Denn sie hat das natürliche Bestreben, sich fortzupflanzen. Das bedeutet: Erntest du nicht rechtzeitig, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sich Zwitterpflanzen bilden.
Wie groß ist die Gefahr, eine zwittrige Cannabispflanze heranzuziehen?
Alle weiblichen Cannabispflanzen sind potenzielle Hermaphroditen. Unter idealen Umständen ist die Wahrscheinlichkeit, dass weibliche Pflanzen während des Anbaus zu Zwittern werden, jedoch gering. Es gibt also eine gute Nachricht: Wenn du die Ursachen für Hermaphroditismus bei Cannabis kennst, ist es recht einfach, die Dinge unter Kontrolle zu halten.
Fazit
Der Wunsch eines jeden Cannabis-Züchters besteht darin, so viele weibliche Blüten wie möglich zu produzieren, da diese einen höheren Gehalt an THC und CBD aufweisen. Allerdings können dir zwittrige Cannabispflanzen manchmal einen Strich durch diese Rechnung machen. Zum Glück kannst du deine Ernte retten, indem du die zwittrigen Pflanzen rechtzeitig identifizierst und das Wachstum deiner Pflanzen immer genau im Auge behältst. Wenn du das sogfältig tust, wirst du dich auch über zufriedenstellende Erträge freuen können.
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